labyrinthstrukturen



labyrinthstrukturen
 
Labyrinthfiguren üben auf den Betrachter einen faszinierenden Sog aus. Schaut er genauer hin, ist er bereits in den Bann der Bahnen und Windungen gezogen, und er beginnt - ob mit den Augen oder gar zu Fuß -, der verwirrenden Wegführung zu folgen bis in das Zentralfeld, Ziel des (fiktiven) Wandelns. Irgendwann mag er sich die Frage stellen: Ist dieses Gebilde eine einfallsreiche Kreation ungebundener Phantasie oder eine planvolle Konstruktion?
 
Aber auch über diesen ersten Eindruck hinaus bindet die Labyrinthform die Aufmerksamkeit eines wissensfreudigen Geistes. Unsere unsichere Kenntnis um ihr Wachsen aus möglicherweise neolithischen und kupfer-/ bronzezeitlichen elementaren Grundformen („Schälchen“, „cup-and-ring marks“, „keyhole-shaped carvings“) über die einfache Labyrinthlinie auf einem Kreisring-Raster bis hin zu den komplexen, komplizierten Formen der Flächenlabyrinthe und labyrinther Raumsysteme fordert zu genauem Hinschauen heraus.
 
War die Grundfigur erst einmal entwickelt (frühester Fund in Pylos aus der Zeit um 1.200 v.u.Z.), dauerte es bis in die Ära der römischen Labyrinthe (ab etwa 2. Jh. v.u.Z.) bis deren Variations- und Entwicklungs-Potenzen in das Bewusstsein ihrer Konstrukteure fanden. Im Rahmen erkannter Konstruktionsregeln setzten sie dabei vorgefundene Figurenbausteine ein. Konstruktive Eigenheiten der Labyrinthfiguren und die Positionierung dieser Kunstwerke innerhalb ihres architektonischen Kontextes legen dem heutigen Betrachter Sinnhaftigkeiten nahe, die über ihren offensichtlich ornamental-dekorativen Anspruch hinausgehen. Aber lediglich die Informationen der Zeugnisse aus dem griechischen Kulturkreis erlauben uns einen weiteren Einblick in römisches Labyrinthwissen. Erst für die „jüngeren“ Labyrinthe in Kirchen und Park-Anlagen vermitteln uns mündliche und schriftliche Überlieferungen zeitgenössische Kenntnisse über die unmittelbaren Aussagen der Figuren hinaus.
 

Im Folgenden soll eine Methode vorgestellt werden, die ein Instrumentarium an die Hand gibt, solche Zusammenhänge aufdecken und Beziehungen von Figur, Ort und historischem Kontext erschließen zu können. Labyrinthe Figuren können mit ihr ob ihrer stringenten Strukturen, ihrer Regelhaftigkeiten und ihrer  durchdachten, folgerichtigen Gefüge, analysiert, verglichen und strukturgerecht verändert werden. Darüber hinaus können mit diesen Mitteln neue Labyrinthformen entworfen und gänzlich neue labyrinthe Konzeptionen entwickelt werden.


 

labyrinthstructures
 
Labyrinth figures exert a fascinating pull on the observer. If he looks more closely, he is already drawn into the spell of the paths and twists, and he begins - whether with his eyes or even on foot - to follow the confusing path until he reaches the central field, the goal of the (fictitious) wandering. At some point he may ask himself the question: Is this structure an imaginative creation of unbound imagination or a planned construction?
 
But even beyond this first impression, the labyrinth form binds the attention of a knowing mind. Our uncertain knowledge of its growth from possibly Neolithic and Copper/Bronze Age elementary basic forms ("small bowls", "cup-and-ring marks", "keyhole-shaped carvings") via the simple labyrinth line on a circular ring grid to the complex, intricate forms of the surface labyrinths and labyrinthine spatial systems challenges us to look closely.
 
Once the basic figure had been developed (earliest find in Pylos from the time around 1,200 BCE), it took until the era of the Roman labyrinths (from around the 2nd century BCE) for its variation and development potentials to find their way into the consciousness of its constructors. Within the framework of recognised construction rules, they used found figure components. Constructive peculiarities of the labyrinth figures and the positioning of these works of art within their architectural context suggest to today's viewers that they have a meaning that goes beyond their obviously ornamental-decorative claim. But only the information of the testimonies from the Greek cultural sphere allow us a further insight into Roman labyrinth knowledge. Only for the "younger" labyrinths in churches and parks do oral and written traditions provide us with contemporary knowledge beyond the direct statements of the figures.
 

In the following, a method will be presented that provides a set of tools to uncover such connections and to develop relationships between figure, place and historical context. With this method, labyrinth figures can be analysed, compared and modified according to their stringent structures, their regularities and their logical, well thought-out structures. Furthermore, these tools can be used to design new labyrinth forms and develop entirely new labyrinth concepts
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FlächenLabyrinthe LabRaumstrukturen
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